17.07.2015
In dieser Woche hat mich ein Buch tief berührt: „Nana ...der Tod trägt pink.“ Es dokumentiert die letzten 1 ½ Jahre im Leben einer 20jährigen. Es ist die Zeit zwischen der Diagnose „Ewing Sarkom“ und ihrem Tod im Januar 2012.
Was tut man als junger Mensch, gerade das Abi in der Tasche und plötzlich sieht man sich mit einer solchen Diagnose konfrontiert, ahnt von Beginn an, daß dies der Anfang vom Ende ist?
Das Buch beschreibt eindringlich, wie Nana ihren ganz eigenen Weg findet, mit der lebensbedrohlichen Situation umzugehen. Zwischen Chemotherapie, Übelkeit und Haarverlust, fängt Nana an ihre Kreativität auf ganz eigene Weise auszuleben. Gemeinsam mit ihrer Mutter, und später auch mit verschiedenen professionellen Fotografen, beginnt sie, sich fotografieren zu lassen. Dabei schminkt sie sich selbst, entwirft im Vorfeld sorgfältig Szenarios, entscheidet über Outfit und Accessoires. Alles wird penibel entworfen und aufeinander abgestimmt.
Nana ergibt sich nicht einfach dem Tod, sie kämpft aber auch nicht nur gegen ihn. Die Bilder, die entstehen, dokumentieren beeindruckend, wie sie beginnt, auf diese Weise ihr Leben, trotz der schweren Krankheit, lebendig zu gestalten. Während sie, ab einem gewissen Punkt, zur gleichen Zeit bewußt auf ihr Sterben zugeht.
Nana beginnt, ihre Fotos auf Facebook zu stellen, wo sie öffentlich mit ihrem Sterben umgeht und sich mutig sogar mit Glatze zeigt. Sie wirkt lebendig, eigenwillig, inspiriert und zugleich tief traurig - sich dessen, was geschieht, voll bewußt.
Und Nana behält ihren Humor - auch wenn er rabenschwarz ist. Aber was ist das schon, „rabenschwarzer Humor“? Ist Humor nicht immer das Lachen über die Unwägbarkeiten des Lebens, die ausnahmsweise nicht uns, sondern anderen passieren? Wo wirklich ist der Unterschied, zwischen einem Stolpern, einem gegen die Stirn des Clowns geknallten Besenstiel und einem Witz über Krebs? Gibt es da tatsächlich einen Unterschied, oder ist der nur graduell? Wo liegt die Schmerzgrenze für den Satz „Darüber macht man keine Witze.“? Doch nur da, wo wir, ganz individuell, mit einer „toternsten“ Situation nicht mehr umgehen können. Da, wo wir nicht mehr bereit oder in der Lage sind, ein Ereignis als natürlichen Teil des Lebens anzunehmen, weil es zu bedrohlich erscheint.
Spiritualität ist für mich ein Weg zu erkennen: Das ganze Leben ist spirituell. Und der Sinn des Lebens, ist leben. Und zwar in dem Moment, wo es geschieht. Immer das anzunehmen, was ist und es einfach lebendig zu gestalten, wie Nana. Humor und Lachen sind einfach ein Teil des Lebens. Eine Art, mit der wir manchmal einen Moment lang einen schrägen Blick auf unsere Situation werfen. Indem wir sie humoristisch betrachten, bekommen wir eine kleine Verschnaufpause und haben die Chance, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. So können wir uns neu positionieren und leichter annehmen, was ist.
Humor und Spiritualität/Leben, sind für mich nicht voneinander zu trennen.
Der Sinn des Lebens, ist leben – und Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
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